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Elise Engler (1956 - )



Everything in her Bag, 1999, colored pencil on paper, 20 x 12 in., at Gallery 402

Elise Engler's (*1956, lives in New York) work is characterized by a strong interest in archiving and cataloguing. "Wrapped in the Flag" is a drawing in progress, that Engler began working on at the outbreak of Iraq war. Meticulously, Engler follows the news of names and nationalities of the dead (US and allies). With colored pencil she draws a silhouette of the dead, the silhouette is then filled in with the casualty's respective flag, providing information about gender, age and nationality. Engler's ongoing project, which already fills five 150 cm long and 30 cm wide paper sheets, can be seen as a memorial against war.




Refrigerator 1 (His), 2000, colored pencil on paper, 24.5 x 12"

Elise Englers Zeichnungen inventarisieren verschiedenste Arten von Sammlungen. Stück um Stück entleert sie Frauenhandtaschen, Fahrzeuge, Kühlschränke und Schreibtische ihres Inhaltes und zeichnet im Miniaturformat jeden einzelnen Gegenstand, der zum Vorschein kommt. Englers scheinbar neutrale, systematische Sorgfalt ist die einer Archäologin, Detektivin, Archivarin oder Putzfrau. Mit Farbstift arbeitend reiht sie auf jeweils 30 cm breiten und 150 cm langen Zeichnungsbögen die unterschiedlichsten Gegenstände aneinander. Ihre Zeichen erinnern an Inschriften einer vergessenen piktographischen Schrift. Ein Kühlschrank erhält in diesen Arbeiten die Faszination einer Wunderkammer, eine Handtasche entpuppt sich darin als eine widersprüchliche Konstruktion des Ichs.

Englers erstes Inventarisierungsprojekt war ihr eigenes Apartment. Über einen Zeitraum von zwei Jahren katalogisierte sie methodisch alles, was sie besitzt: 13'127 Gegenstände, aufgezeichnet auf einer Serie von 17 Zeichnungsbögen mit dem Titel "Everything I Own". Nach Beendigung dieser Arbeit, die Engler als eine Art "selfportrait by possession" sieht, begann sie andere, überschaubarere "Behälter" (engl. Container) zu untersuchen. Es entstanden neue Arbeiten, die ebenfalls als Portraits von Personen gesehen werde können. Alle Zeichnungen sind Teile von willkürlich (oftmals aber auf elegante Art) limitierten, noch nicht abgeschlossenen Serien: "Everything in Her Bag" dokumentiert den Inhalt von einhundert Frauenhandtaschen; "Fifty Fridges" seziert fünfzig Kühlschränke; "Vehicles" katalogisiert, vom Kleinwagen bis zum Feuerwehrvehikel, fünfundfünfzig Fahrzeuge.

Die Besitzer dieser zufälligen, aufs Geratwohl angesammelten Kollektionen bleiben anonym und können sich je nach ihrem Gutdünken am jeweiligen Projekt beteiligen, indem sie z.B. ihren Kühlschrank mit Vorräten aufstocken oder die Einträge in ihren Kalendern löschen oder aufbauschen. Auch Englers Rolle ist nicht völlig neutral, da sie sich die Freiheit herausnimmt, die zufällig entnommenen Gegenstände neu zu ordnen und einander gegenüberzustellen, so dass, eingebettet in einen grösseren Zusammenhang, kurze, oftmals humorvolle Erzählungen entstehen.

Englers für die Zeichnungen benötigten Mittel sind mobil, was ihr erlaubt, ihre Subjekte "vor Ort" und im Rahmen des ganzen sozialen Spektrums, verschiedenster Altersgruppen und unterschiedlichster Lokalitäten auszuloten. Die Mobilität ihrer Materialien und die Möglichkeit von Interaktionen mit ihren Subjekten spielt eine wichtige Rolle für eine weitere Arbeit: "Everybody Gets One", eine Serie von insgesamt 27 Zeichnungsbögen, je eine für jeden Buchstaben des Alphabets und eine weitere für "anonyme Werke". Die Arbeit "Everybody Gets One" katalogisiert die Kunst schlechthin! Wie der Titel bereits andeutet, sollen alle Künstler mit je einem Werk vertreten sein. Dabei wird der Begriff "Kunst" sehr weit gefasst und beinhaltet Arbeiten von ungelernten und völlig unbekannten Künstlern bis zu berühmten Künstlerinnen in den traditionellen Genres, wobei jedes Werk briefmarkengross wiedergegeben wird.

Im Rahmen der vorgeschriebenen Regeln bestimmen oft Zufall und Laune den Inhalt von Englers Zeichnungen. Ihre heimlichen oder auf Einverständnis beruhenden Kollaborationen dokumentieren die Akkumulationen des täglichen Lebens. Ihre Arbeiten laden die Betrachter ein, Erzählungen zu kreieren, die sich mit ihren eigenen vergleichen lassen oder sich von ihnen unterscheiden.

Vehicle #2 (Car) , 2001

colored pencil on paper, 36 x 12"